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Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf das Kreditmanagement

Was sind die wirtschaftlichen Folgen des von Putin in der Ukraine geführten Kriegs und welche Auswirkungen hat er auf das Credit Management?
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, Prof. Dr. Matthias Schumann

Ukraine-Krieg: Folgen für Wirtschaft und Kreditmanagement

Die wirtschaftlichen Folgen des von Putin in der Ukraine geführten Kriegs sind aufgrund der weltweit vernetzten Wertschöpfungsketten schon heute spürbar. Die Energiepreise, egal ob Gas oder Öl, steigen rapide an. Die Folge ist ein Preisanstieg in eigentlich allen Bereichen, da Energie ein wichtiger Hilfsstoff der Produktion ist.

Aber welche Auswirkungen ergeben sich für das Kreditmanagement? Hier sind zwischen direkten und indirekten Effekten zu unterscheiden.


Direkte Wirkungen entstehen durch die wirtschaftliche Isolation Russlands und den Ausfall der Wertschöpfungskapazitäten in der Ukraine.

  • Der Rückzug vom russischen Markt bedeutet für die betroffenen Branchen und Unternehmen Umsatzausfall – in Konsequenz auch Reduktion des EBIT.
  • Investitionen, die in russische Produktionskapazitäten gesteckt wurden, müssen evtl. abgeschrieben werden. Das führt zur Verschlechterung des Ergebnisses, bei Fremdfinanzierung zu weiteren finanziellen Belastungen ohne Gegenwert.
  • Mit Ausfällen bei der Produktionskapazität gehen evtl. auch Lieferausfälle einher.
  • Insbesondere in der Ukraine, die stark exportorientiert war, muss mit dem Ausfall mindestens einer Weizenernte gerechnet werden. Ebenso ist der beliebte IT-Standort nicht mehr handlungsfähig, was zumindest zu Projektverzögerungen, teilweise auch zu Projektausfällen führen wird. Auch die Automobilzulieferindustrie ist massiv betroffen.
  • Umstellungen und räumliche Verlagerungen sind mit finanziellen Aufwendungen verbunden. Investitionen werden notwendig.

In Konsequenz bedeutet das, dass bei Unternehmen, die sich bereits vor diesen Krisenzeiten in finanzieller Anspannung befanden und von derartigen Maßnahmen betroffen sind, in weitere Schwierigkeiten geraten. Für finanziell angespannt aufgestellte Unternehmen ist also zu prüfen, ob es entsprechende Engagements in den betroffenen Regionen gibt. Ist dieses der Fall, sollten genauere Analysen bzgl. der Auswirkungen stattfinden.

Auch die indirekten Effekte werden massive Auswirkungen auf unsere Wirtschaft haben.

  • Ausfallende Lieferanten führen zu fehlenden Vorprodukten und reißenden Lieferketten. Damit gibt es Produktionsausfälle auf nachgelagerten Lieferstufen. Die Umstellung auf Ersatzprodukte wird Zeit in Anspruch nehmen und Kapazitäten verknappen. Umsatzausfälle und evtl. Zahlungsschwierigkeiten können die Folge sein. Auch hier ist zu analysieren, ob Lieferketten aus entsprechenden Regionen betroffen sind.
  • Die Chipkrise wird länger anhalten. Auch dies wird Probleme nicht nur bei den Automobilherstellern sondern insbesondere im Maschinenbau weiter verschärfen.
  • Das Transportgewerbe leidet unter den gestiegenen Spritpreisen. Bei Transportverträgen mit Festpreisen besteht die Gefahr, dass diese dann nicht kostendeckend sind oder der teure Dieseleinkauf nicht gestemmt werden kann. Insolvenzen werden die Folge sein.
  • Die breite Inflation durch gestiegene Preise (z. B. Energie) wird zum Rückgang des Konsums führen. Dies wird wiederum die Unternehmensplanungen beeinträchtigen.
  • Konsequenzen der Preissteigerungen werden ebenso Forderungen nach Lohn- und Gehaltssteigerungen sein. Setzen die sich in der Breite durch, wird die Preisspirale weiter angeheizt oder auch Arbeit in günstigere Regionen verlagert. Die Konsequenz sind Kaufkraftverluste. Hinzu kommt, dass ja durch Corona auch noch immer Kurzarbeit bewilligt wird und auch dort „Nachholeffekte“ bei der Beschäftigung zu erwarten sind.
  • Schon heute sehen wir ein Ansteigen der Bauzinsen. Umschuldungen werden teurer, die Bauleistung wird sich abschwächen.

Damit droht insgesamt das Szenario des wirtschaftlichen Abschwungs.

Daneben ergeben sich aus dem Ukraine-Krieg weitere wirtschaftliche Probleme:

  • Russland droht mit Verstaatlichung von westlichen Unternehmen und Sachwerten. So sind z. B. ein Großteil der Aeroflot-Flugzeuge bei westlichen Gesellschaften geleast. Werden diese verstaatlicht, so kommt dieses einer Enteignung gleich. Die Leasingzahlungen können von den Leasinggebern abgeschrieben werden.
  • Zu hinterfragen ist, ob russische Kredite bei westlichen Kreditgebern auch bedient werden.
  • Größere Projektgeschäfte sind mit Bürgschaften abgesichert. Auch dort mag es passieren, dass diese Projekte gestoppt werden oder scheitern. Es stellt sich dann die Frage, ist ob die Bürgschaft gezogen werden kann.
  • Ebenso kann von Zahlungsausfällen russischer Unternehmen ausgegangen werden. Gleiches gilt natürlich auch für Unternehmen in der Ukraine.

Somit ergibt sich eine sehr volatile wirtschaftliche Lage. Dieses führt zu vielen anspruchsvollen Aufgaben auf Seiten des Kreditmanagements. Credit Management Software kann hier helfen, nach aufgeführten Kriterien gefährdete Unternehmen zu selektieren und Maßnahmen einzuleiten.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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