America First-Strategie und ihre möglichen Konsequenzen
Der amerikanische Präsident kündigte bereits im Wahlkampf an, mit seiner America First-Strategie Importe durch Zölle zu verteuern. Sein Ziel ist es, amerikanische Unternehmen im Vergleich zum ausländischen Wettbewerb durch eine Preisdifferenzierung besser zu stellen und damit den heimischen Umsatz anzukurbeln. Welche Folgen das letztendlich haben wird, ist zumindest für die USA schwer einzuschätzen.
Deutsche Exportabhängigkeit und mögliche Gegenzölle
Deutschland hat sein höchstes Ausfuhrvolumen mit den USA. Daher können bei Unternehmen, die große Umsätze in den Vereinigten Staaten tätigen, deutliche Umsatzeinbrüche erwartet werden. Dabei bleibt abzuwarten, ob die EU auf diese Entwicklung mit Gegenzöllen reagiert. Auch das könnte in einigen Bereichen negative Konsequenzen für deutsche Unternehmen haben, insbesondere für diejenigen, die in den USA für den europäischen Markt produzieren.
In manchen Segmenten wie der Automobilindustrie dürfte dieses Modell häufiger anzutreffen sein als bei Importen amerikanischer Unternehmen. Für aus den USA eingeführte Waren würden die Preise steigen, was Käufer veranlassen könnte, nach günstigeren Alternativen zu suchen. Dadurch sinkt der Absatz, und Unternehmen müssten – wo möglich – ihre Kapazitäten anpassen. Das kann auch den Abbau von Arbeitsplätzen bedeuten. Insgesamt verstärkt sich so die wirtschaftliche Abschwächung, die in der Folge auch Insolvenzen nach sich ziehen könnte.
Ungewisse Auswirkungen in den USA
Wie sich die Zölle in den USA selbst auswirken, bleibt abzuwarten. Die Frage ist, ob die Vereinigten Staaten überhaupt in der Lage sind, bislang importierte Waren eigenständig in ausreichender Menge herzustellen. Andernfalls würden für amerikanische Endverbraucher die Preise steigen oder zumindest die Kosten für importierte Vorprodukte zunehmen. Dies hätte wiederum negative Wirkungen auf die Preisentwicklung der Endprodukte und würde wahrscheinlich zu einer reduzierten Nachfrage führen.
Konkretes Beispiel: Zölle auf Stahl, Eisen und Aluminium
Ein erstes diskutiertes Feld für amerikanische Strafzölle in Höhe von 25 Prozent sind Erzeugnisse der Stahl-, Eisen- und Aluminiumproduktion. Diese Branche hat in Deutschland bereits mit immensen Kostensteigerungen infolge der stark gestiegenen Energiepreise zu kämpfen. Deutschland ist in puncto Energie das teuerste Land in der EU, während Eisen- und Stahlprodukte aus anderen europäischen Ländern und vor allem aus China günstiger sind. Letztere überschwemmen den Markt und führen zu Preisreduktionen, sodass die Situation für die deutsche Stahlindustrie ohnehin schon schwierig ist.
Transformation hin zu grünem Stahl
Hinzu kommt, dass in Deutschland verstärkt die Transformation hin zu „grünem Stahl“ vorangetrieben wird, bei dem Wasserstoff statt Gas als Energieträger dienen soll. Die Frage ist jedoch, ob die Unternehmen genügend Gewinnrücklagen erwirtschaften können, um diesen kostspieligen Transformationsprozess zu stemmen – zumal staatliche Unterstützungsmaßnahmen noch unsicher sind.
Exportanteil in Norddeutschland und Spezialstähle
Betrachtet man den Export dieser Branche in Norddeutschland, zeigt sich, dass die USA nur einen kleinen Teil der Ausfuhren ausmachen. Hinzu kommt, dass es sich dabei möglicherweise um Spezialstähle handelt, die in den benötigten Mengen gar nicht in den USA produziert werden können. In diesen Fällen wäre die Abhängigkeit vom US-Markt nicht so groß, wie es zunächst scheinen mag.
Zusammenfassung
Zusammengefasst ist der Hauptfaktor in der deutschen Stahlerzeugung vor allem der höhere Preis durch die starke Verteuerung der fossilen Energie. Dies hat in manchen Stahlwerken bereits zu Produktionseinschränkungen geführt und verschlechtert die finanzielle Situation mancher Unternehmen. Fundamental ändert sich durch die Strafzölle die Ausgangslage allerdings nicht.
Viel entscheidender sind derzeit:
- Der Preiswettbewerb mit chinesischen Anbietern,
- Die Absatzflaute in den metallverarbeitenden Industrien,
- Und die Frage, ob genug Rücklagen für die Transformation zu grünem Stahl vorhanden sind.
An diesen Faktoren wird sich letztlich entscheiden, wie es mit den deutschen Stahlproduzenten weitergeht. Die angekündigten amerikanischen Zölle können diese Entwicklung zwar zusätzlich belasten,