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Ansteckungsgefahr bei der Insolvenz von Immobilien-Projektentwicklungsgesellschaften

In den letzten Wochen sind gleich vier renommierte Immobilienentwickler in die Insolvenz gegangen. Welche Auswirkungen haben die Bauprojekt-Insolvenzen auf die Branche und welche Akteure sind betroffen? Erfahren Sie mehr im SCHUMANN Insights.
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27.09.2023, Prof. Dr. Matthias Schumann

Insolvenzwelle im Immobilienbereich

In den letzten Wochen haben gleich vier renommierte Immobilienentwickler - die Projekt-Gruppe, Gerchgroup, Euroboden und Development Partner - Insolvenz anmelden müssen. Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit stark ansteigenden Baukosten aufgrund von Preiserhöhungen und verschärften regulatorischen sowie umweltbezogenen Anforderungen. Erschwerend hinzu kommen die Zinserhöhungen aufgrund der Anhebungen der Leitzinsen. All diese Faktoren müssen bewältigt werden.

Gleichzeitig ist ein deutlich abnehmendes Interesse von Investoren am Immobilienmarkt zu verzeichnen. Mietobjekte erweisen sich zunehmend als unrentabel, da die Mieteinnahmen nicht mehr auf das erforderliche Refinanzierungsniveau angehoben werden können. Viele potenzielle Immobilieninvestoren sind nicht mehr in der Lage, sich eine Investition in diesem Sektor leisten zu können. Daher ist es wahrscheinlich, dass weitere Immobilienentwickler vor finanziellen Herausforderungen stehen werden.

Die Auswirkungen der Bauprojekt-Insolvenzen

Leidet nur der Projektentwickler unter diesen Umständen? Wurden die Bauprojekte bereits zu Festpreisen verkauft und gerät der Projektträger aufgrund fehlender Zwischenfinanzierung in die Insolvenz – oft aufgrund von Verträgen, die die Kosten für die Fertigstellung nicht abdecken oder durch den Verkauf von Teileigentumseinheiten –, dann sind die Eigentümer gezwungen, ihre Rechte einzufordern und auf eigene Kosten für die Fertigstellung der Immobilie zu sorgen. Diese Maßnahme ist kostenintensiv und übersteigt in der Regel deutlich den ursprünglichen Kaufpreis, wodurch sie nicht für jeden erschwinglich ist. Falls die Finanzierung über Immobilienfonds erfolgte, bedeutet dies für die Anleger in der Regel den Verlust eines erheblichen Teils ihrer Investition.

Aber auch die Handwerker sind betroffen. Sie bleiben zumindest zum Teil auf ihren letzten Rechnungen sitzen. Entsprechende Forderungsausfälle sind zu beklagen. Besonders in Großprojekten und bei fehlenden Folgeaufträgen können diese Ausfälle katastrophale Folgen für diese Unternehmen haben und letztendlich zu Insolvenzen führen. Aktuell scheint es zwar noch ausreichend Aufträge im Baugewerbe zu geben, jedoch haben bereits einige Unternehmen über finanzielle Engpässe geklagt. Es ist zu erwarten, dass sich die Situation weiter verschlechtern wird, da der Wettbewerb zunimmt und die erzielbaren Preise nicht mehr so profitabel sein werden wie bisher.

Wenn der Projektentwickler auf Zwischenfinanzierung durch Banken angewiesen ist, besteht die Möglichkeit, dass diese Finanzierung ausbleibt, was wiederum den Bedarf an Abschreibungen bei den Kreditinstituten erhöhen kann. Dies verdeutlicht, dass die finanzielle Stabilität der Bauträger sowohl von Käufern und Investoren als auch von den Unternehmen, die mit diesen Bauträgern zusammenarbeiten, genau im Blick behalten werden muss. Im Allgemeinen zeigt dies, dass im Bereich des Hochbaus eine sorgfältige Bonitätsprüfung aller Beteiligten von großer Bedeutung ist.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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