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Insolvenzentwicklung in Deutschland und der finanzielle Schaden

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt 2025 auf ein Niveau wie zuletzt vor über zehn Jahren – und der finanzielle Schaden erreicht fast historische Rekordwerte. Besonders große Insolvenzen setzen ganze Lieferketten unter Druck, während in Schlüsselbranchen wie Automobil, Bau und Einzelhandel zahlreiche Betriebe ums Überleben kämpfen.
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, Prof. Dr. Matthias Schumann

Insolvenzentwicklung in Deutschland und der finanzielle Schaden

Waren es im letzten Jahr noch 21.812 Unternehmensinsolvenzen, so wird für 2025 mit ca. 24.000 Insolvenzen gerechnet. Das sind Größenordnungen, die wir zuletzt 2014 in Deutschland hatten. Im ersten Halbjahr 2025 wurden bereits 11.900 Unternehmensinsolvenzen verzeichnet. Neben diesen Zahlen ist der finanzielle Schaden von besonderer Bedeutung. Dieser ist im Vergleich zu den frühen 2010er Jahren deutlich angestiegen. Er lag im vergangenen Jahr bei 56 Mrd. Euro. Eine höhere Schadenssumme war seit dem Jahr 2000 nur in der Finanzkriese 2009 mit 78,9 Mrd. Euro zu verzeichnen. Für 2025 ist auch da keine Besserung zu erwarten. Grund für die hohen Schadenssummen sind nicht nur die gestiegenen Insolvenzzahlen, sondern insbes. die hohe Anzahl an Großschäden.  Das ist dabei nicht nur ein Deutschland-Trend sondern weltweit festzustellen.

Insolvenzwelle auf Rekordniveau – Großschäden treiben Verluste

In Deutschland gab es 2024 87 Großinsolvenzen mit einem kumulierten Umsatz von 17,4 Mrd. Euro und in 2025 mussen nach Allianz Trade bereits wieder 16 große Firmen Insolvenz anmelden. Diese Großinsolvenzen schlagen dann regelmäßig auf kleinere Zulieferer durch, die dann auch in finanzielle Schwierigkeiten geraten. So gibt es dann Folgeeffekte in den Wertschöpfungsketten.

Allein im ersten Quartal 2025 meldeten drei große Kliniken, drei Unternehmen des Textileinzelhandels, zwei Automobilzulieferer und Chemieunternehmen Insolvenz an, was Schäden von ca. 2,2 Mrd. Euro für die Lieferanten verursachte.

Daneben stellen Untersuchungen fest, dass von den Insolvenz beantragenden Unternehmen, immer weniger durch Eigensanierungen, Insolvenzpläne mit Schuldenschnitten, Kapitalspritzen oder Übernahmen gerettet werden können. Von den 2024 Insolvenz anmeldenden großen Unternehmen konnten im ersten Halbjahr 2025 nur ein Drittel so gerettet werden.

Auch die Zahl der Arbeitsplatzverluste steigt. Waren es 2024 schon 133.000 Stellen, so wird für dieses Jahr ein Anstieg auf 141.000 Stellen erwartet.

Branchen im Fokus: Autozulieferer, Bau und Handel besonders betroffen

Betrachtet man einzelne Branchen, so sind Automobilzulieferer zu nennen, bei denen sich nur für einen kleinen Teil der Insolvenzanmeldungen Lösungen ergeben. Die Absatzflaute der Hersteller, Zölle und die E-Mobilität schlagen hier durch. Das Geschäftsmodell vieler Zulieferer im Verbrennerbereich trägt nicht mehr. 34 Insolvenzen in 2024 werden im ersten Halbjahr 2025 bereits um weitere 26 ergänzt. Das Ende ist dabei sicherlich noch nicht erreicht. Hinzu kommt, dass auch der Automobilhandel unter zögerlichem Absatz leidet. Preisvergleiche über Online-Plattformen drücken die Preise und zwingen so einzelne Händler ebenfalls in die Insolvenz.

Auch bei Kunststoffherstellern und Maschinenbauern setzt sich aufgrund der zurückhaltenden Nachfrage, Absatzschwächen in China und genereller Investitionsschwächen, ausgelöst durch die Geopolitischen Spannungen und die amerikanische Zollpolitik, das Insolvenzverhalten verstärkt gegenüber dem vergangen Jahr fort. Hier sind weitere Steigerungen zu verzeichnen. Gerade im Maschinenbau gibt es aber häufiger interessante Technologien oder Mitarbeiter-Know how, was eine Fortführung der Unternehmen für Käufer interessant macht.

Etwas anders sieht die Situation in der Baubranche aus. Standen in 2024 Projektentwickler und Hochbauunternehmen, insbes. aufgrund der Zinsenwicklung und den hohen Baukosten im Fokus, so folgen in 2025 Unternehmen, die im Ausbau tätig sind, da diese Gewerbe mit zeitlicher Verzögerung die Konsequenzen erst spüren. Aufgrund der Unsicherheiten im Bereich des Solarausbaus finden sich daneben auch in diesem Bereich neue Insolvenzen.

Im Einzelhandel mit Fokus auf Mode dürfte auch mit weiteren Unternehmen zu rechnen sein, die aus dem Markt ausscheiden. Auch hier geht es darum, wie bei für die jüngeren Generationen attraktiven Online-Angeboten etablierte stationäre Unternehmen ihren Zielgruppen mit überarbeiteten Geschäftsmodellen halten und gewinnen können. Gelingt dieses nicht, dann wird es schwer langfristig erfolgreich im Markt zu sein.

Schließlich müssen weiterhin Krankenhäuser und Pflegeunternehmen daraufhin betrachtet werden, ob sie aufgrund von Größendegression effizient arbeiten können, oder ob etwa nicht ausgeschöpfte Kapazitäten auch Probleme bereiten. Hier dürften sich weitere Konzentrationen und das Ausscheiden von Marktteilnehmern ebenfalls fortsetzen.

Insofern gilt es, in derartigen Branchen genau zu prüfen, wie tragfähig die Geschäftsmodelle der einzelnen Unternehmen sind, um als Lieferant dann auch die Umsätze realisieren zu können. Ebenso ist es wichtig, proaktiv zu arbeiten, um rechtzeitig zu erkennen, dass es zu Schwierigkeiten bei den Kunden kommen könnte, die dann auch die eigenen Kapazitäten beeinflussen.