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Folgen der abschwächenden Wirtschaft für die Gestaltung von Kreditlinien in Industrie und Handel

Welche Folgen hat es für Unternehmen und was sind mögliche Lösungsansätze? Mehr im SCHUMANN Insights.
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, Prof. Dr. Matthias Schumann

Welche Konsequenzen hat das Abschwächen der Wirtschaft für die Gestaltung von Kreditlinien in Industrie und Handel?

Steigende Energiepreise, Inflation, Materialverknappung und fehlende Arbeitskräfte mit Ansätzen zur Lohn-Preis-Spirale führen in verschiedenen Branchen zu abschwächenden Zukunftserwartungen, teilweise wird von Rezessionsgefahren für die Wirtschaft gesprochen.

Welche Konsequenzen hat dieses für das Geschäft des eigenen Unternehmens, vorhandene Kreditlinien, Lieferanten- und Kundenkredite?

Mögliche Auswirkungen für Unternehmen

Aus Sicht der kreditgebenden Banken führen sich eintrübende oder negative Geschäftsaussichten zu schlechteren Zukunftserwartungen für das Unternehmen. Bei vergebenen Krediten wird damit das Risiko höher, dass ein solcher Kredit auch bei der Bedienung zu Schwierigkeiten für das betroffene Unternehmen führen kann. Damit reduziert sich aufgrund der schwächeren Zukunftserwartungen das Rating des jeweiligen Unternehmens. Schlechteres Rating führt dann entweder dazu, dass die in Anspruch genommenen Kreditlinien teurer werden, man mehr Zinsen zahlen muss, oder die Kreditlinien gekürzt werden, um das Risiko zu begrenzen. Höhere Zinsen setzen sich bereits durch die Leitzinsanhebungen der Notenbanken zur Inflationsbekämpfung durch.

Wie können Unternehmen handeln?

Wie können die Unternehmen nun darauf reagieren, ohne ihr eigenes Geschäft zu gefährden?

In dieser Situation bietet es sich an, auf Risikoteilung zu setzen. Dazu gibt es je nach Situation mehrere Möglichkeiten.

Üblicherweise verfügt man ja nicht nur über einen Kontokorrentkredit, es sind Investitionskredite und auch Bürgschaften vorhanden.

Will man seine bankbezogenen Kreditlinien entlasten, so bietet es sich an, anstelle der bankbezogenen Bürgschaften auch solche von Kautionsversicherungen zu nutzen. Das entlastet die Kreditlinien der Banken und mag in der Gesamtbetrachtung aufgrund der Risikoteilung auch bei den Konditionen günstiger sein.

Lösungsansätze für B2B-Unternehmen

Im B2B-Geschäft werden Unternehmen, wenn eigene Kreditlinien von den Finanzdienstleistern gekürzt werden, eher die Lieferantenkredite ausnutzen. Es wird kein Skonto mehr bezahlt, Zahlungsziele werden länger. Damit erhöht sich auch das Risiko für die kreditgebenden Lieferanten. In dieser Situation ist es vielleicht angebracht, die eigenen Risiken im Debitorenbestand durch eine Warenkreditversicherung zu senken. Das kostet Geld, führt aber auch dazu, dass die besicherten Forderungen als Sicherheiten in die Kreditgeschäfte mit den Banken eingebracht werden können und so den Kreditspielraum erweitern. Nun mag man anmerken, dass die Warenkreditversicherungen ausgelegte Kreditlimite bei steigenden Risiken eher reduzieren werden. Hier hat man allerdings aus der Finanzkrise 2007 /2008 gelernt und tut dieses sehr differenziert. Passieren solche Reduktionen, dann ist dieses auch ein Signal zur Vorsicht bei dem liefernden Unternehmen, dass der Kunde zukünftig in finanzielle Probleme geraten könnte. Auch in der Branche gibt es mittlerweile Produkte, die im Sinne der Risikoteilung bei reduzierten Limiten eingesetzt werden können. Sogenannte Top-up-Policen können bei Bedarf für einzelne Unternehmen ein entsprechendes Hilfsmittel sein, wenn man darauf angewiesen ist, weiterhin Kundendeckungen in gewohnter Höhe vorzunehmen.

Möglichkeiten für den Außenhandel und das Investitionsgeschäft

Im Außenhandel werden bei entsprechenden Geschäften zum Aufrechterhalten des Exportgeschäfts, die jeweiligen Staaten die Möglichkeiten mit Staatsbürgschaften Geschäfte abzusichern, ausweiten. Auch dieses kann genutzt werden. Die entsprechenden Gebühren wären in die Geschäfte einzupreisen oder reduzieren die Margen. In Deutschland sind hier die Hermes-Deckungen zu nennen.

Auch das Investitionsgeschäft mit den damit häufig einhergehenden Krediten wird sich in Teilen verändern. Wir haben schon in vielen Teilen der Wirtschaft eine Verlagerung vom Kauf- zu Mietgeschäft. Das entlastet Liquidität und führt zu kontinuierlichem Aufwand, teilweise mit nutzungsbezogenen Zahlungsströmen. Wenn man das in einen größeren Zusammenhang stellt, dann bedeutet dieses, dass Leasinggeschäfte tendenziell zunehmen werden.

Optionen für längere Zahlungsziele

Schließlich will ich auch noch einmal auf längere Zahlungsziele oder längere Ausnutzung der Zahlungsziele zu sprechen kommen. Wird ein Unternehmen dadurch, dass es auf seine Kundenzahlungen länger warten muss in seinen eigenen Aktivitäten eingeschränkt, so kann es sinnvoll sein, auch über Factoring nachzudenken, um so einen schnelleren Liquiditätszufluss zu haben. Auch Risikobeurteilungen könnten so zusätzlich integriert oder verlagert werden.

Damit steht ein ganzes Portfolio an Handlungsalternativen zur Verfügung, wie auf eine Eintrübung des wirtschaftlichen Umfeldes aus Sicht des Kreditmanagements in Industrie und Handel reagiert werden kann. Dieses kann helfen, die Auswirkungen einer solchen Situation zumindest abzuschwächen.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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