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Herausforderungen im Kreditmanagement 2024

Die Landschaft des Kreditmanagements steht vor einer bedeutenden Wende: Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie über steigende Insolvenzzahlen bis hin zu branchenspezifischen Entwicklungen. Welche Herausforderungen birgt 2024 für das Kreditmanagement? Erfahren Sie mehr im SCHUMANN Insights.
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, Prof. Dr. Matthias Schumann

Konjunkturelle Herausforderungen und Insolvenzprognosen

Wir stehen vor konjunkturell schwierigen Zeiten. Die Corona-Pandemie hat zwar durch staatliche Hilfen viele Insolvenzen verhindert, doch nun holen wir diese langsam nach. Mit über 18.000 Insolvenzen in diesem Jahr zeichnet sich für 2024 ein deutlicher Anstieg ab. Prognosen deuten auf bis zu 24.000 Insolvenzen hin, bedingt durch die aktuellen Konjunkturdaten und politischen Entscheidungen.

Auswirkungen der Energie- und Mehrwertsteuerpreiserhöhungen

Die steigenden Kosten für Gas und Strom setzen dem Konsumverhalten erheblich zu. Insbesondere das Gastgewerbe, das von einer Mehrwertsteuererhöhung betroffen ist, wird voraussichtlich viele Unternehmen verlieren. Energieintensive Branchen stehen ebenfalls vor der Herausforderung, Kostensteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben.

Branchenspezifische Einblicke: Einzelhandel, Automobil und Bau

Der Einzelhandel, einschließlich Bekleidungsgeschäften und Kaufhausketten, wird weiterhin unter Druck stehen. In der Automobilindustrie zeichnet sich eine anhaltende Flaute im Verkauf teurer deutscher Elektroautos ab. Die Bauindustrie, die momentan noch von vorhandenen Auftragspolstern profitiert, wird ebenfalls einen Rückgang erleben, besonders wenn Immobilienunternehmen Projekte stoppen oder in Insolvenz gehen.

Zukünftige Entwicklungen in den „grünen Industrien“, Maschinebau und Krankenhaussektor

Die Entwicklung der "grünen" Industrien, wie Unternehmen im Windkraft- und Photovoltaikbereich, bleibt abzuwarten, insbesondere angesichts reduzierter staatlicher Förderungen und der Herausforderungen im internationalen Wettbewerb.

Der deutsche Maschinenbau leidet bereits unter einem Nachfragerückgang, besonders aus Asien. Dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen. Im Krankenhaussektor wird mittelfristig wirtschaftliches Handeln vor allem durch Fusionen und Skaleneffekte (Economies of Scale) erreichbar sein, obwohl dies ethisch diskutabel ist.

Positive Aussichten für bestimmte Branchen

Nicht alle Branchen stehen vor Herausforderungen. Die Tourismus-, Gesundheits- und Wellnessbranche sowie Pharmaunternehmen werden voraussichtlich stabil bleiben. Viele Unternehmen planen, den drohenden Fachkräftemangel durch weitere Digitalisierung zu kompensieren, was die IT-Branche begünstigt. Im Handwerk wird eine Lösung vor allem durch Zuwanderung und angepasste gesetzliche Rahmenbedingungen erwartet.

Die steigende Weltbevölkerung verspricht stabile Märkte für Agrarprodukte sowie globale Lebensmittelproduzenten und -zusatzstoffhersteller. Aufgrund globaler Konflikte und Bedrohungslagen wird die Rüstungsindustrie wohl eine wachsende Nachfrage erleben.

Die Herausforderungen der erweiterten Lieferkettengesetzgebung in Europa

Weltweit gewinnen Sanktionslisten an Bedeutung. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wird auf eine größere Anzahl von Unternehmen ausgeweitet, was zusätzliche Maßnahmen, insbesondere in der digitalen Unterstützung, erforderlich macht. Das EU-CSR-Gesetz plant, diese Anforderungen zu intensivieren, indem es eine Überprüfung der gesamten vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette vorsieht. Diese Erweiterung könnte zusätzliche Belastungen für die betroffenen Unternehmen mit sich bringen, und es stellt sich die Frage, ob europäische Unternehmen diese Belastungen bewältigen können. Zudem ist es wichtig zu betrachten, ob diese Gesetzentwürfe die global unterschiedlichen Kulturen und Werte, die ebenfalls betroffen sind, angemessen berücksichtigen.

Auswirkungen des EU-Urteils auf Kreditbewertungsdaten im Privat- und Geschäftskundenbereich

Das europäische Urteil zur Nutzung von Schufa-Daten hat primär Auswirkungen auf den Privatkundenbereich. Es stellt sich die Frage, inwieweit dieses Urteil tatsächlich signifikante Änderungen herbeiführt. Personen mit einem positiven Kreditbewertungsscore, die dadurch eine Kreditzusage erhalten, insbesondere für Einkäufe auf Rechnung, dürften hiervon nicht negativ betroffen sein. Jedoch ist zu beachten, dass der Kreditscore normalerweise nur eines von mehreren Kriterien bei der Kundenbewertung darstellt. Bei Kreditvergaben werden üblicherweise weitere Faktoren berücksichtigt, und es wird eine Haushaltsrechnung erstellt, um die Rückzahlungsfähigkeit zu beurteilen.

Junge Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell ausschließlich auf der Grundlage solcher Scores aufgebaut haben, könnten durch dieses Urteil Herausforderungen gegenüberstehen, insbesondere im Bereich von Miet- und Leasinggeschäften. Im Online-Handel ist es üblich, von Neukunden zunächst Vorkasse zu verlangen, bevor bei erfolgreichen Geschäftsabschlüssen die Option auf Rechnungskauf geboten wird. Schlechte Bewertungen können dazu führen, dass die Rechnungsoption nicht angeboten wird.

Fazit und Ausblick

Das kommende Jahr 2024 verspricht vielfältige Herausforderungen für das Kreditmanagement. Es wird entscheidend sein, wachsam zu bleiben, sowohl in der Überwachung der Liquidität von Geschäftspartnern als auch in der Organisation der Prüfungsprozesse. In diesen herausfordernden Zeiten wünsche ich allen Beteiligten viel Erfolg.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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