Natürlich gibt es auch Insolvenzen, die sich durch Liquiditätsschwächen schon länger abgezeichnet haben. Das Touristikunternehmen FTI ist ein solches Beispiel hoher Verschuldung – auch durch Coronahilfen. Eigentlich sollte ein Investor das Unternehmen übernehmen, um frisches Kapital zu investieren. Dazu hätte es eine Kartellprüfung geben müssen, die jedoch nie angemeldet wurde, was zeigt, in welchem Stadium die Verhandlungen waren. An mangelndem Reisewillen von Kunden und Aufträgen lag diese Insolvenz nicht.
Bei der Insolvenz von GALERIA Karstadt stellen sich zwei Fragen: Waren die Mieten des ebenfalls insolventen Eigentümers Signa Holding zu hoch und insbesondere, ist das Geschäftsmodell der Kaufhäuser bei dem mittlerweile hohen Anteil an Internet-Handel in den Kaufhaus-Marktsegmenten heute noch tragfähig? Gerade im Bekleidungsbereich erreicht der Online-Handel inzwischen ca. 20 Prozent des Handelsvolumens, bei Schuhen 25 Prozent, elektrischen Haushaltsgeräten fast 30 Prozent und Kosmetik 10 Prozent. Im Jahr 2023 war, gemessen an der Beschäftigtenzahl, das größte insolvente Unternehmen der Bekleidungshändler Peek & Cloppenburg. Auch Gerry Weber meldete Insolvenz im Retail-Geschäft an.
Durch die Signa-Pleite dürften auch Unternehmen der Baubranche auf ihren Forderungen sitzen bleiben und eventuell ebenfalls Probleme bekommen. Hier sind Folgeeffekte zu erwarten, die häufig bei Insolvenzen großer Unternehmen auftreten und teilweise für ihre Lieferanten Folgeinsolvenzen auslösen.