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Neue Bankenkrise mit Auswirkungen auf das Kreditmanagement?

Die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse sind kollabiert und wurden von anderen Banken übernommen. Was ist los mit unserem Bankensystem und welche Folgen hat das für das Kreditmanagement? Erfahren Sie mehr im SCHUMANN Insights.
SCHUMANN Insights
, Prof. Dr. Matthias Schumann

Banken in der Krise?

Die steigenden Leitzinsen der Fed sowie die EZB bescheren den Kreditinstituten, die Einlagen in Anleihen angelegt haben, beim Verkauf der Anleihen Verluste, da die Kunden Liquidität nachfragen. Gleiches gilt, wenn Unternehmen sich teurer am Kapitalmarkt refinanzieren als für die Anleihen Verzinsung erhalten. Wiederum kann dieses, wenn Kunden um die Sicherheit ihrer Einlagen fürchten, zu einem Bank Run führen, der massive Liquiditätsprobleme bei den Banken zur Folge hat. Insbesondere, wenn untereinander der Glaube in die Stabilität der einzelnen Häuser verloren geht.

Konsequenzen für Unternehmen

Grundsätzlich führen die realisierten Defizite in der Bankenwelt zu geringeren Möglichkeiten selbst Kredite auszureichen. Damit wird die Finanzierung der Firmen knapper. Investitionen müssen zurückgestellt werden und das Schließen kurzfristiger Finanzierungslücken kann prekär werden. Bleibt die Finanzierung aus, führt das im schlechtesten Fall zur Zahlungsunfähigkeit.

Ein weiterer Aspekt für Unternehmen sind die steigenden Zinsen bei Refinanzierungsmaßnahmen, da die Banken ihre eigenen nun teureren Refinanzierungskosten in ihre Kreditangebote einpreisen. Dies resultiert in deutlich stärkeren Zinsbelastungen für die Unternehmen mit negativen Effekten auf das Unternehmensergebnis.

Ebenfalls müssen bei der vorhandenen Inflation die Investitions- sowie die Konsumbedarf bei betroffenen Branchen berücksichtigt werden. Die Inflationseffekte führen zu einer Zurückhaltung bei den Kunden, die ausfallende oder verschobene Umsätze zur Folge haben. Dieses wiederum führt schließlich bei schlechteren Absatzaussichten der betroffenen Unternehmen zu einer Abstufung der jeweiligen Unternehmensratings, da es üblicherweise nicht gelingen wird, die Kosten parallel zum zurückgehenden Umsatz anzupassen. Die Marge der Unternehmen wird leiden. Gleichzeitig gibt es eine Abstufung im Rating der Unternehmen. Letztendlich sind damit zwei Effekte verbunden: Bei Neukrediten oder anpassbaren Konditionen steigen die Kreditzinsen und/oder das ausgereichte Kreditvolumen wird reduziert. Insgesamt sind damit betroffene Unternehmen in einer wirtschaftlich schlechteren Situation. Mittelfristig wird sich dieses in einer höheren Insolvenzquote niederschlagen.

Für Unternehmen, die sich z. B. über Warenkreditversicherungen ihre Forderungen absichern, wird es sicherlich Fälle geben, bei denen die Versicherung das Ausfallrisiko durch Kürzen der besicherten Limite versuchen wird. Im Extremfall werden Limite gekündigt. Das wiederum führt, wenn keine Anpassung erfolgt, zu erhöhten Risiken auf der Lieferantenseite. Im Factoring dürften sich ebenfalls Kürzungen bei den Ankäufen der Factoring Geber einstellen.

Berücksichtigt man all dieses, so ist es notwendig, dass sich das Kreditmanagement mit den Analysen insbesondere auf Unternehmen fokussiert, bei denen Kreditprolongationen anstehen oder die in Branchen tätig sind, die mit Umsatzrückgängen und/oder besonders mit Kostensteigerungen zu kämpfen haben. Hier ist zu prüfen, ob ausreichende Liquiditätsreserven vorhanden sind, der Cash Flow positiv ist und an Maßnahmen zum Anpassen der Umsätze und Kosten gearbeitet wird. So wird man erkennen, in welchen Bereichen Umsätze getätigt werden können, für die Rechnungen auch beglichen werden oder wo in diesem Prozess Störungen zu erwarten sind.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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