Grundsätzlich führen die realisierten Defizite in der Bankenwelt zu geringeren Möglichkeiten selbst Kredite auszureichen. Damit wird die Finanzierung der Firmen knapper. Investitionen müssen zurückgestellt werden und das Schließen kurzfristiger Finanzierungslücken kann prekär werden. Bleibt die Finanzierung aus, führt das im schlechtesten Fall zur Zahlungsunfähigkeit.
Ein weiterer Aspekt für Unternehmen sind die steigenden Zinsen bei Refinanzierungsmaßnahmen, da die Banken ihre eigenen nun teureren Refinanzierungskosten in ihre Kreditangebote einpreisen. Dies resultiert in deutlich stärkeren Zinsbelastungen für die Unternehmen mit negativen Effekten auf das Unternehmensergebnis.
Ebenfalls müssen bei der vorhandenen Inflation die Investitions- sowie die Konsumbedarf bei betroffenen Branchen berücksichtigt werden. Die Inflationseffekte führen zu einer Zurückhaltung bei den Kunden, die ausfallende oder verschobene Umsätze zur Folge haben. Dieses wiederum führt schließlich bei schlechteren Absatzaussichten der betroffenen Unternehmen zu einer Abstufung der jeweiligen Unternehmensratings, da es üblicherweise nicht gelingen wird, die Kosten parallel zum zurückgehenden Umsatz anzupassen. Die Marge der Unternehmen wird leiden. Gleichzeitig gibt es eine Abstufung im Rating der Unternehmen. Letztendlich sind damit zwei Effekte verbunden: Bei Neukrediten oder anpassbaren Konditionen steigen die Kreditzinsen und/oder das ausgereichte Kreditvolumen wird reduziert. Insgesamt sind damit betroffene Unternehmen in einer wirtschaftlich schlechteren Situation. Mittelfristig wird sich dieses in einer höheren Insolvenzquote niederschlagen.
Für Unternehmen, die sich z. B. über Warenkreditversicherungen ihre Forderungen absichern, wird es sicherlich Fälle geben, bei denen die Versicherung das Ausfallrisiko durch Kürzen der besicherten Limite versuchen wird. Im Extremfall werden Limite gekündigt. Das wiederum führt, wenn keine Anpassung erfolgt, zu erhöhten Risiken auf der Lieferantenseite. Im Factoring dürften sich ebenfalls Kürzungen bei den Ankäufen der Factoring Geber einstellen.
Berücksichtigt man all dieses, so ist es notwendig, dass sich das Kreditmanagement mit den Analysen insbesondere auf Unternehmen fokussiert, bei denen Kreditprolongationen anstehen oder die in Branchen tätig sind, die mit Umsatzrückgängen und/oder besonders mit Kostensteigerungen zu kämpfen haben. Hier ist zu prüfen, ob ausreichende Liquiditätsreserven vorhanden sind, der Cash Flow positiv ist und an Maßnahmen zum Anpassen der Umsätze und Kosten gearbeitet wird. So wird man erkennen, in welchen Bereichen Umsätze getätigt werden können, für die Rechnungen auch beglichen werden oder wo in diesem Prozess Störungen zu erwarten sind.