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Warum Zahlungserfahrungen jetzt so wichtig sind

Können Unternehmen anhand des Zahlungsverhalten der Kunden Rückschlüsse auf potenzielle Risiken ziehen? Was ist dabei zu beachten? Mehr im SCHUMANN Insights.
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, Prof. Dr. Matthias Schumann

Was kann das Zahlungsverhalten der Kunden aussagen?

Viele Signale deuten auf eine wirtschaftliche Rezession hin. Steigende Energiekosten, Material- und Bauteileknappheit mit steigenden Preisen, in vielen Bereichen fehlendes Personal, Zinssteigerungen und zurückgehende Auftragseingänge.

Wollen Sie die daraus entstehenden Risiken speziell auf der Kundenseite gut einschätzen, dann lohnt es sich das Zahlungsverhalten der Kunden stärker in den Blick zu nehmen. Was ist dabei relevant?

Indikatoren für potenzielle Risiken

Grundsätzlich ist zu prüfen, ob sich das Zahlungsverhalten des Kunden verändert. Länger genutzte Zahlungsziele sind grundsätzlich ein Grund den Kunden genauer zu betrachten. Dieses gilt umso mehr, wenn der Kunde die Zahlungsziele überschreitet oder sogar in Mahnstufen läuft.

Hat der Kunde bislang für seine offenen Posten Kreditoren feste Zahlläufe gehabt und verändern sich nun diese Termine, dann ist dieses auch ein Grund nachzufassen.

Besonders relevant sind Situationen, in denen der Kunde bislang Skonto gezogen hat und nun zum Bruttozahler wird. Dieses lässt, aufgrund der i.d.R. mit dem Skonto verbundenen großen Rabattierung zumindest auf Liquiditätsengpässe schließen. Damit ist in einer solchen Situation besondere Vorsicht geboten.

Es gibt aber noch weitere Aspekte:

Wenn bspw. sich die mit dem Kunden gemachte Umsätze reduzieren, gleichzeitig sich auch das Zahlungsziel verlängert, sollte ebenso eine Überprüfung stattfinden.

Manche Unternehmen haben auch die Strategie, dann wenn Zahlungsschwierigkeiten abzusehen sind, sich vorher noch einmal umfassend bei den Lieferanten einzudecken. Sind hier aus der Erfahrung mit dem Kunden ungewöhnliche Auftragsmuster zu erkennen, sollte man ebenso wachsam sein.

Schließlich mag auch das Reklamationsverhalten eine Rolle spielen. Steigen die Reklamationen an, zum Teil unbegründet, so mag dieses auch eine Strategie sein, Zahlungen zu verzögern.

Mögliche Lösungsansätze für Unternehmen

In solchen Situationen in es vorteilhaft, wenn man auch das Zahlungsverhalten unserer Kunden bei anderen Unternehmen zumindest im Durchschnitt oder in der Verteilung kennt. Da helfen Zahlungserfahrungspool, an denen man sich beteiligt. Effizient lässt sich dieses mit IT-Lösungen unterstützen. Es mag sein, dass bei einem A-Lieferanten, der für den Kunden wichtig ist, gut gezahlt wird, wogegen bei weniger relevanten Lieferanten bereits schlechter gezahlt wird. Dieses kann für das eigene Unternehmen ein Alarmsignal sein, um frühzeitig zu erkennen, dass es an anderen Stellen schon Probleme gibt. Ebenso sind dort generelle Tendenzen für die Kunden erkennbar. Dieses kann man dann mit dem im eigenen Haus beobachteten Zahlungsverhalten vergleichen und daraus Rückschlüsse ziehen.

Realistischer Weise wird man bei einem größeren Kundenstamm diese Analysen nur mit IT-Unterstützung durchführen können, wobei die IT-Lösung dann auf die Besonderheiten hinweist. Mit Hilfe guter Lösungen wird man so hilfreiche Unterstützungssysteme etablieren können.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei der Einschätzung Ihrer Risiken im Kreditmanagement.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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