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Wozu führen Produktionsverlagerungen ins Ausland im Kreditmanagement?

Aktuell wird intensiv über die Gefahr für Deutschland durch die Produktionsverlagerung ins Ausland und die damit einhergehende Deindustrialisierung debattiert. Doch welche Konsequenzen hat dieser Trend für das Kreditmanagement? Mehr im SCHUMANN Insights.
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, Prof. Dr. Matthias Schumann

Produktionsverlagerungen ins Ausland

Energieintensive Industrieunternehmen verlagern Produktionskapazitäten aufgrund der hohen Energiepreise ins Ausland. Dort ist Energie günstiger, demnach bleiben die Produktkosten im Weltmaßstab wettbewerbsfähig. Das ist aber nicht der einzige Grund solcher Verlagerungen:

Ansiedlungen oder Produktionserweiterungen finden dort statt, an denen genügend qualifizierte Fachkräfte vorhanden sind. Da herrscht bei uns in vielen Branchen ein Mangel oder das Potential verfügbarer Arbeitskräfte kann nicht gehoben werden. Schließlich spielt die überbordende Bürokratie eine nicht unwesentliche Rolle. Sind neue Standorte oder Standorterweiterungen geplant, dann führen Genehmigungsprozesse zu langen und damit auch kostenintensiven Bauzeiten. Dies birgt die Gefahr, dass die Nachfrage am internationalen Markt zu spät befriedigt wird; Wettbewerber aus anderen Regionen machen dann die Geschäfte.

Konsequenzen für Branchen und Unternehmen

Was hat das nun für Auswirkungen auf die Performance und damit wirtschaftliche Situation der inländischen Unternehmen? Unternehmen, die im Ausland investieren, versuchen dadurch, ihre Wettbewerbsfähigkeit und damit auch ihre finanzielle Stabilität zu erhalten. Daraus ergeben sich Konsequenzen in anderen Bereichen. Betroffen sind Ausrüster und Zulieferunternehmen. Mittelfristig wird z.B. der industrielle Hochbau darunter leiden. Aber auch die lokalen Anbieter von Industrieausrüstung werden mit Umsatzrückgängen rechnen müssen. Doch insgesamt werden die Zulieferer betroffen sein. Lokale Anbieter werden nicht mehr in dem Maße benötigt und von regionalen Anbietern an den neuen Standorten ersetzt.

Besondere Aufmerksamkeit gilt auch den kleineren energieintensiven Mittelständlern, die unter Umständen nicht die Möglichkeit haben, ihre Produktionskapazitäten zu verlagern, wie dies große Konzerne vermögen. Dies führt zu einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und zu einer Verschlechterung der Unternehmensergebnisse. Für diese Unternehmen ist es wichtig, die Entwicklung der Finanzlage und der Auftragslage genau zu beobachten. Es besteht die Gefahr, dass einige von ihnen aus dem Markt ausscheiden werden.

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor ist die grundsätzlich zunehmende Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung und die Sicherheit der Arbeitsplätze. In breiten Bevölkerungsschichten wird dies zu einer Konsumzurückhaltung führen. Infolgedessen wird auch der private Konsum von langlebigen Konsumgütern und Bekleidung zurückgehen. Letzterer wird zusätzlich durch die Entwicklung des E-Commerce gestützt. In diesem Bereich sind in letzter Zeit vermehrt Insolvenzen zu verzeichnen, insbesondere im traditionellen Handel.

Ohne adäquate Gegenmaßnahmen, wie z.B. die Senkung der Unternehmenssteuern, Leistungsanreize für potenzielle Arbeitnehmer, schneller Bürokratieabbau und andere Energiepreismodelle, wird es so zu negativen wirtschaftlichen Ansteckungseffekten kommen.

Fazit: Auswirkungen auf das Kreditmanagement von Unternehmen

Als Konsequenz für das Kreditmanagement ergibt sich, dass praktisch das gesamte Kunden- und Lieferantenportfolio eng in Bezug auf die wirtschaftliche Stabilität gemonitort werden muss. Bei erkennbaren Abweichungen oder Anzeichen von Ungleichgewichten ist es wichtig, das Verhalten im eigenen Unternehmen rechtzeitig anzupassen, die Abstimmung mit diesen Unternehmen zu suchen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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