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Wie beeinflussen die Entwicklungen in China das Kreditmanagement?

Derzeit wird die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom chinesischen Markt von Politikern stark kritisiert. China steht an vierter Stelle der deutschen Exportländer. Hintergrund der Diskussion sind die aktuellen Entwicklungen von Partei und Staat in China. Welche Auswirklungen haben diese Entwicklungen auf das Kreditmanagement von Unternehmen? Erfahren Sie mehr im SCHUMANN Insights.
SCHUMANN Insights
, Prof. Dr. Matthias Schumann

Abhängigkeit vom chinesischen Markt

Dieser Tage wird insbesondere von der Politik viel diskutiert, dass die deutsche Wirtschaft die Abhängigkeit vom chinesischen Markt reduzieren müsse. Bei den deutschen Exportländern steht China auf Rang vier, nach den USA, Frankreich und den Niederlanden. Ausgangspunkt für diese Argumentation sind einerseits die zunehmenden einschränkenden innerchinesischen Entwicklungen durch Partei und Staat. Andererseits lassen sich für Nicht-chinesische Unternehmen erschwerte Bedingungen beim Handeln auf dem chinesischen Markt sowie dem Marktzugang, unter anderem durch zunehmenden Protektionismus, feststellen.

Gesamtwirtschaftlich ist dabei zu erkennen, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt, welches vor 2020 immer mit sinkender Tendenz ein Wachsturm oberhalb von sechs Prozent aufwies, mittlerweile deutlich unter diesen Wert gerutscht ist. Ein Wachstum wird in den kommenden Jahren nur noch zwischen drei und fünf Prozent erwartet. Folglich bedeutet dies, dass für deutsche Exporteure der chinesische Markt schwieriger wird. Umsatzzuwächse lassen sich dort in der Breite kaum noch erzielen. Potenziell ist eher mit einem Verdrängungswettbewerb durch die chinesische Industrie zu rechnen, die staatlich gefördert das abschwächende Wachstum für die chinesischen Arbeitskräfte kompensieren soll.

Abschottungs- und Abkopplungstendenzen dürften allerdings nicht im Interesse Chinas liegen. Allein in den letzten drei Jahren sind die chinesischen Exporte um ca. 45 % gestiegen und das wird weiter notwendig sein, um in China nicht mittelfristig in eine Rezession zu rutschen. Und die führenden sechs westlichen Staaten tragen dabei mit fast 40 % zum chinesischen Export bei, Deutschland mit mehr als drei Prozent.

China als Marktführer in mehreren Branchen

Wie China Marktführer in einzelnen Branchen wird, kann man beispielsweise bei Schienenfahrzeugen sehen. Vor ca. 15 Jahren wurden erstmals Hochgeschwindigkeitszüge nach China exportiert. Mittlerweile ist CRRC Ltd. der größte Schienenfahrzeughersteller der Welt und bietet konkurrenzfähig seine Produkte inklusive Hochgeschwindigkeitszügen weltweit an.

Die Photovoltaik-Industrie hat die chinesische Regierung massiv subventioniert und diese hat inzwischen eine beherrschende Stellung im globalen Markt.

Bei den Elektroautos hat BYD im letzten Quartal weltweit die höchsten Absatzzahlen erzielt, obwohl der chinesische Markt dominiert. In der Batterietechnologie sind chinesische Unternehmen mit führend.

Chinesische Unternehmen haben sich geschickt in Deutschland in technologische Unternehmen im Zuliefer- und Maschinenbau eingekauft. Der Automatisierungskonzern Kuka ist ein Beispiel, welches dazu führen wird, dass in diesem Bereich mehr und mehr Angebote aus China kommen. Andererseits zögern chinesische Investoren nicht, übernommene Unternehmen, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten gelangen, in die Insolvenz gehen zu lassen. Der Automobilzulieferer Allgaier ist ein jüngeres Beispiel. Relevante Kompetenzen im Werkzeugbau und in der Verfahrenstechnik dieses Unternehmens kann sich der chinesische Investor dennoch sichern.

Hinzu kommt der hohe weltweite Förderanteil bei den für die Digitalisierung und Nachhaltigkeitsentwicklungen wichtigen seltenen Erden.

Allerdings gibt es insbesondere im chinesischen Wohnungsbau nach wie vor Probleme. Nach starker Bautätigkeit bestehen noch viele leerstehende Wohnblocks mit Finanzierungsschwierigkeiten der großen chinesischen Wohnungsbaugesellschaften.

Fazit: Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft

Was bedeutet das nun für die deutsche Wirtschaft, deren Exporte nach China noch in den letzten Jahren gestiegen sind?

Abschwächende Wirtschaft führt tendenziell zu angespannteren Liquiditätslagen. Dieses betrifft auch chinesische Unternehmen als Kunden. Ansteigende Zahlungsziele und zunehmende Zahlungsausfälle durch Insolvenzen werden die Folge sein. Absicherung dieser Geschäfte wird wichtiger.

Beispiele für betroffene Branchen

In der Automobilindustrie wird durch den Wechsel auf Elektromobilität der chinesische Wettbewerb stärker. Einst marktführende Positionen werden insbesondere für Volumenanbieter verloren gehen. Noch stärker als die Hersteller, werden die Zulieferer betroffen sein. Hier gilt es in der Automobilindustrie genau zu analysieren, welche Zulieferer zukunftsfähig aufgestellt sind, um diesen Wandel zu bewältigen.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau wird nicht wie bisher zusätzliche Umsätze auf dem chinesischen Markt realisieren können. Es wäre ein Erfolg, wenn die vorhandenen Umsätze im Wesentlichen gehalten werden könnten. Hier gilt es also zu analysieren, ob alternative Märkte erschlossen werden können oder Kapazitätsanpassungen gelingen.

Gleichermaßen wird es in der Chemieindustrie zu Anpassungen kommen. Unternehmen dieser Branche gilt größere Aufmerksamkeit.

Es stellt sich die Frage, ob diese Effekte durch technologische Nachhaltigkeitsinvestitionen von Industrie und Privathaushalten kompensiert werden können, bei denen inländische Ingenieurleistungen Wettbewerbsvorteile schaffen können. Dieses wird beispielsweise notwendig sein, um bei energieintensiven Industrien nicht dauerhaft im weltweiten Wettbewerb Kostennachteile zu erleiden.

Für das Kreditmanagement bedeutet dies, Kunden in den betroffenen Branchen genau in den Fokus zu nehmen, zu prüfen wie stabil diese Unternehmen aufgestellt sind und zu analysieren, ob die notwendige Anpassung gelingt und genügend Agilität vorhanden ist. Dabei wünsche ich Ihnen stets einen präzisen Blick!

Über den Autor
Prof. Dr. Matthias Schumann

Seit 1991 hat Prof. Dr. Matthias Schumann eine Professur für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik (Professur für Anwendungssysteme und E-Business) an der Universität Göttingen inne. Er leitet auch das gemeinsame Rechenzentrum der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
Er ist Gesellschafter der Prof. Schumann GmbH.

In der Forschung beschäftigt sich Prof. Schumann unter anderem mit Informationssystemen bei Finanzdienstleistern und Systemen zum Kreditmanagement sowie Fragen zum Wissens- und Bildungsmanagement. Prof. Schumann verfügt über vielfältige Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen, umfangreiche Vortragstätigkeiten und über mehr als 350 Veröffentlichungen.

Universität Göttingen

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