Globale Unsicherheiten und Handelsspannungen
Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen will ich einzelne Aspekte mit wirtschaftlicher Bedeutung holzschnittartig beleuchten. Die weltweite Unsicherheit hat insbesondere durch das teilweise unvorhersehbare Verhalten der amerikanischen Regierung stark zugenommen. Es bleibt abzuwarten, welche Sanktionen für Kriegsparteien weiterhin bestehen oder welche neuen verkündet werden. Dieses hat natürlich Einfluss auf den weltweiten Handel.
Ein zweiter Punkt ist die Verkündung von immer neuen Zöllen und Gegenzöllen. Die direkten Effekte sind klar. Eingeführte Waren für alle Parteien werden teurer, damit verbunden eine reduzierte Nachfrage und steigende Preise. Auch da, wo Vorprodukte betroffen sind, hat dieses Auswirkungen auf die Endprodukte. Die Preissteigerungen führen zu Inflation mit entsprechend dämpfenden Wirkungen.
Neuverschuldung und Zinsdynamik
Nun gibt es in Deutschland ja Koalitionsverhandlungen, aus denen Vorschläge zur massiven Neuverschuldung, verkauft als Sondervermögen – was für eine Täuschung der Allgemeinheit – hervorgehen. Grundsätzlich müssen dabei ja in Folge die Zinsen für diese Verschuldung bedient werden. Dieses wird auch zu steigenden Zinsen, verbunden mit entsprechenden Belastungen sowohl im Wohnungsbau als auch bei investiven Tätigkeiten führen. Dieses hat damit in der Breite einen dämpfenden Effekt.
Rüstungs- und Infrastrukturinvestitionen auf dem Prüfstand
Nun wird man bei dem Sondervermögen danach unterscheiden, was für die militärische Aufrüstung und was für investive Maßnahmen in die Infrastruktur gedacht ist. Mittel für die militärische Aufrüstung werden dann insbes. die europäische Rüstungswirtschaft stärken, wenn diese Gelder auch bei europäischen Unternehmen zu Beschaffungen führen. Damit dürften dann auch neue Stellen in diesem Bereich einhergehen, was ebenso positive wirtschaftliche Effekte hat.
Der Infrastrukturfonds ist dagegen differenzierter zu betrachten. Wie effizient ist das Geld eingesetzt? Sind dieses wirklich zusätzliche Investitionen oder werden damit auch Maßnahmen im regulären Haushalt abgelöst und so Freiräume für weitere nicht wirtschaftlich förderliche Aktivitäten geschaffen? Wie sind die Rahmenbedingungen für den Einsatz dieser Mittel? Müssen nicht wertschöpfende Anträge gestellt werden, wie viel Regulierung ist zu beachten? Können die Mittel von der Kapazität umgesetzt werden? Müssen für Zuschüsse aufwändige Anträge, die auch geprüft werden müssen, gestellt werden? Hier gilt es kritisch zu hinterfragen, welche positiven Anreize diese Mittel wirklich setzen. Einsparungen und Umschichtungen von Subventionen aus nicht konjunkturwirksamen Bereichen wären sinnvoll. Man müsste da nur am Anfang einer Legislaturperiode den Lärm der Lobbyisten aushalten. Steuererleichterungen statt Zuschüsse wären in vielen Bereichen effektiver, weil sie direkt in den Investitionsberechnungen berücksichtigt werden können und weniger administrativen Aufwand und zeitliche Unsicherheit hervorrufen.
Mindestlohn, Kaufkraft und Schwarzarbeit
Auch hat man sich ja offenbar auf eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro geeinigt. Auch hier gilt es genau hinzuschauen, ob damit Kaufkraft gestärkt oder z. B. im Gastgewerbe aufgrund steigender Kosten Umsatz reduziert wird. Gleiches gilt für andere Bereiche, wie z. B. Friseure. Teilweise kann auch vermutet werden, dass diese Steigerungen zu weiterem Abwandern in Schwarzarbeit führen können.
Energiepreise und Standortattraktivität
Daneben gilt es die Energiekosten im Blick zu haben. Sie treiben in verschiedenen Bereichen der Produktion die Preise. Das wiederum führt zu Inflation. Da, wo in produktiven Bereichen die Energiekosten einen maßgeblichen Einfluss auf die Produktionskosten bei international vergleichbaren Angeboten haben, wird es in Deutschland weitere Abwanderungen ins Ausland, verbunden mit dem Freisetzen von Arbeitskräften, geben.
Regulierungsdichte und ihre Folgen für das Kreditmanagement
Schließlich sind auch die europäischen Regelungen von Bedeutung. Gelingt es hier im internationalen Vergleich die Regulierungsdichte zu verringern? Wie sieht es mit den Nachhaltigkeitsregeln, insbesondere in Bezug auf die CO₂-Verursachung aus? Wann werden welche Unternehmen mit Strafsteuern belastet, weil sie die Grenzwerte nicht einhalten können? Das alles sind Regeln, die wirtschaftliche Prosperität behindern. Dieses gilt ebenso für Vorschriften von bestimmtem Technologieeinsatz, um festgelegte Grenzwerte zu erreichen. Technologieoffenheit könnte hier zu mehr Wettbewerb führen und weitere Potenziale heben.
Insgesamt zeigt sich damit, dass heute als risikoreich eingeschätzte Branchen auch erst einmal risikoreich bleiben werden. Auf breiter Front wird es nur dann wirtschaftliche Erholung geben, wenn auch auf nationaler und europäischer Ebene die Regelungsdichte reduziert wird. Der vorgeschlagene Infrastrukturfonds wird wenn überhaupt, seine Wirkung nur schrittweise und langfristig entfalten. Unternehmen, die heute in einer wirtschaftlich schwierigen Lage sich befinden und Liquiditätsengpässe verspüren, werden auch bei der unsicheren Umwelt zukünftig genau zu prüfen sein. Vor diesem Hintergrund wird auch auf absehbare Zeit die Aufgabe für das Kreditmanagement nicht leichter.